Audi A4 B8 im Gebrauchtwagen-Check

Der Audi A4 B8, produziert von 2007 bis 2015, steht oft als Symbol für Premium-Qualität und Fahrkomfort im Mittelklasse-Segment. Auch Jahre nach Produktionse

Der Audi A4 B8, produziert von 2007 bis 2015, steht oft als Symbol für Premium-Qualität und Fahrkomfort im Mittelklasse-Segment. Auch Jahre nach Produktionsende bleibt er eine attraktive Option auf dem Gebrauchtwagenmarkt, dank seines zeitlosen Designs, der hochwertigen Verarbeitung und des angenehmen Fahrerlebnisses. Doch wie bei jedem Gebrauchtwagen gibt es spezifische Punkte, die man vor dem Kauf genau unter die Lupe nehmen sollte, um teure Überraschungen zu vermeiden und lange Freude am Ingolstädter zu haben. Dieser umfassende Leitfaden hilft Ihnen dabei, die Stärken und potenziellen Schwachstellen des A4 B8 zu erkennen und eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen.

Warum der A4 B8 immer noch begeistert: Eine Klasse für sich

Der Audi A4 B8 baute auf der neuen MLB-Plattform (Modularer Längsbaukasten) auf, was ihm eine optimierte Achslastverteilung und damit ein agileres Fahrverhalten bescherte als seinen Vorgängern. Er besticht durch sein klares, elegantes Design, das auch heute noch modern wirkt. Im Innenraum setzt Audi Maßstäbe: Hochwertige Materialien, eine tadellose Verarbeitung und eine intuitive Bedienung schaffen eine Wohlfühlatmosphäre. Ob als Limousine, praktischer Avant (Kombi) oder der robustere A4 Allroad quattro mit erhöhter Bodenfreiheit und Offroad-Optik – der B8 bietet für jeden Geschmack und Bedarf die passende Karosserievariante. Die Fahrqualität ist exzellent, mit einem ausgewogenen Verhältnis aus Komfort und Sportlichkeit, was ihn zu einem idealen Begleiter für lange Strecken und den täglichen Gebrauch macht.

Herzstück unter der Haube: Die Motoren im Detail

Die Motorenpalette des A4 B8 ist breit gefächert und reicht von sparsamen Vierzylindern bis hin zu kräftigen V6-Aggregaten. Doch nicht alle Triebwerke sind gleichermaßen unproblematisch.

Benziner: TFSI-Triebwerke – Glanz und Schatten

Die Turbo-Benziner mit Direkteinspritzung (TFSI) sind bekannt für ihre Effizienz und spritzige Leistungsentfaltung. Hier gibt es jedoch einige wichtige Punkte zu beachten:

  • 1.8 TFSI (120-170 PS) und 2.0 TFSI (180-225 PS):

    • Erhöhter Ölverbrauch: Besonders die frühen Baujahre dieser Motoren (bis etwa Ende 2011 / Anfang 2012) sind berüchtigt für einen überdurchschnittlich hohen Ölverbrauch. Ursache hierfür sind häufig unterdimensionierte Ölabstreifringe an den Kolben, die das Öl nicht effizient genug von den Zylinderwänden abstreifen. Dies kann zu einem Verbrauch von einem Liter Öl auf 1.000 bis 2.000 Kilometern führen und im schlimmsten Fall eine kostspielige Motorrevision notwendig machen. Modelle ab 2012 sind in der Regel weniger betroffen, da Audi die Kolbenringe überarbeitet hat. Fragen Sie unbedingt nach dem Ölverbrauch und prüfen Sie das Serviceheft auf entsprechende Reparaturen.
    • Steuerkette und Kettenspanner: Ein weiteres kritisches Thema bei den TFSI-Motoren ist die Steuerkette und ihr Spanner. Eine gelängte Steuerkette oder ein defekter Kettenspanner äußert sich oft durch ein rasselndes Geräusch direkt nach dem Kaltstart, das nach wenigen Sekunden verstummt. Ignoriert man dieses Warnsignal, kann es zu einem Motorschaden kommen. Ein präventiver Austausch des Kettenspanners ist ratsam, wenn Geräusche auftreten.
    • Wasserpumpe: Undichtigkeiten an der Wasserpumpe sind keine Seltenheit und können zu Kühlmittelverlust führen.
    • PCV-Ventil (Kurbelgehäuseentlüftung): Defekte können zu erhöhtem Ölverbrauch oder unruhigem Motorlauf führen.
    • Zündspulen und Injektoren: Können im Alter ebenfalls Probleme bereiten, sind aber meist weniger kostspielig zu beheben.
  • V6 3.2 FSI (265 PS): Dieser Saugmotor ist seltener, aber generell robuster bezüglich Ölverbrauch. Auch hier ist die Steuerkette ein Thema, allerdings tritt dies weniger häufig auf als bei den Vierzylinder-TFSI.

Diesel: TDI-Aggregate – Effizienz mit Eigenheiten

Die TDI-Motoren sind für ihre Durchzugskraft und ihren geringen Verbrauch bekannt. Auch hier gibt es spezifische Schwachstellen:

  • 2.0 TDI (120-190 PS): Der beliebteste Dieselmotor.

    • Dieselpartikelfilter (DPF) und AGR-Ventil (Abgasrückführung): Bei Fahrzeugen, die häufig im Kurzstreckenverkehr bewegt werden, können DPF und AGR-Ventil verstopfen oder verrußen. Achten Sie auf eine entsprechende Fehlermeldung im Display.
    • Wasserpumpe: Wie bei den Benzinern kann es hier zu Undichtigkeiten kommen.
    • Injektoren: Können bei hohen Laufleistungen verschleißen und zu unruhigem Motorlauf oder Leistungsverlust führen.
    • Turbolader: Kann bei hoher Laufleistung oder mangelnder Pflege verschleißen.
  • 2.7 TDI (190 PS) und 3.0 TDI (204-245 PS): Die V6-Diesel sind kräftig, laufruhig und im Allgemeinen zuverlässig.

    • DPF und AGR-Ventil: Ähnliche Problematik wie beim 2.0 TDI, wenn auch seltener.
    • Steuerkette: Auch die V6-TDI-Motoren sind mit einer Steuerkette ausgestattet, die sich im Motorraum befindet. Ein Defekt ist seltener als bei den TFSI-Motoren, aber die Reparatur ist aufgrund des hohen Arbeitsaufwands extrem teuer. Achten Sie auch hier auf ungewöhnliche Geräusche beim Kaltstart.
    • Injektoren und Turbolader: Können bei sehr hohen Laufleistungen verschleißen.

Kraftübertragung: Getriebe-Optionen und ihre Tücken

Der A4 B8 wurde mit verschiedenen Getriebevarianten angeboten, die jeweils ihre Eigenheiten haben.

  • Das Schaltgetriebe: Solide Wahl

    • Die manuellen 6-Gang-Schaltgetriebe gelten als robust und unauffällig. Achten Sie auf eine leichtgängige Schaltung und prüfen Sie die Kupplung auf Rutschen oder Rupfen. Ein verschlissenes Zweimassenschwungrad kann sich durch Ruckeln oder Geräusche beim Anfahren äußern.
  • Multitronic (CVT): Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

    • Dieses stufenlose Automatikgetriebe war nur für Fronttriebler-Modelle verfügbar. Es bietet hohen Fahrkomfort ohne Schaltrucke. Leider ist die Multitronic für ihre Anfälligkeit bekannt, insbesondere bei höheren Laufleistungen oder mangelnder Wartung. Defekte am Steuergerät oder den Lamellenpaketen sind teuer. Ein regelmäßiger Ölwechsel (alle 60.000 km) ist absolut entscheidend für die Lebensdauer. Fehlt dieser im Serviceheft, sollten Sie vorsichtig sein. Probefahrt: Achten Sie auf Ruckeln, ungewöhnliche Geräusche oder verzögertes Anfahren.
  • S tronic (Doppelkupplungsgetriebe): Sportlich, aber pflegebedürftig

    • Die S tronic (oft auch als DSG bezeichnet) war für quattro-Modelle und stärkere Motoren erhältlich. Sie bietet sehr schnelle und präzise Schaltvorgänge. Auch hier gibt es bekannte Schwachstellen:
      • Mechatronik-Einheit: Dies ist die Steuereinheit des Getriebes und kann defekt werden, was sich durch Ruckeln, Schaltverzögerungen oder das Nicht-Einlegen von Gängen äußert. Eine Reparatur ist kostspielig.
      • Kupplungsverschleiß: Bei sportlicher Fahrweise oder hohen Laufleistungen können die Kupplungen verschleißen.
      • Ölwechsel: Auch hier ist ein regelmäßiger Ölwechsel (alle 60.000 km) für das Getriebeöl des Mechatronik-Teils unerlässlich. Achten Sie auf einen Nachweis im Serviceheft.

Fahrwerk und Lenkung: Komfort trifft Präzision

Der A4 B8 verfügt über komplexe Mehrlenkerachsen vorne und hinten, die für das hervorragende Fahrverhalten verantwortlich sind.

  • Verschleißteile: Mit der Zeit können Querlenker, Spurstangenköpfe, Koppelstangen und Radlager verschleißen. Achten Sie bei der Probefahrt auf Poltern, Knacken oder ein schwammiges Fahrgefühl. Ein Gebrauchtwagencheck auf der Hebebühne kann hier Klarheit schaffen.
  • Stoßdämpfer: Prüfen Sie auf Undichtigkeiten oder nachlassende Dämpfung.
  • Lenkung: Die Lenkung ist präzise. Ab dem Facelift (Ende 2011) kam eine elektromechanische Servolenkung zum Einsatz. Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche oder Schwergängigkeit.

Innenraum und Elektronik: Wo der Premium-Anspruch auf Alltag trifft

Der Innenraum des A4 B8 ist auch nach Jahren noch ansprechend, aber auch hier gibt es typische Alterserscheinungen:

  • MMI-System (Multi Media Interface): Das Infotainmentsystem kann gelegentlich Software-Probleme oder Pixelfehler im Display aufweisen. Prüfen Sie alle Funktionen (Navigation, Radio, Bluetooth) und die Bedienknöpfe.
  • Fensterheber und Zentralverriegelung: Funktionieren diese einwandfrei?
  • Klimaautomatik: Kühlt sie noch effektiv?
  • Soft-Touch-Oberflächen: Insbesondere an Knöpfen, Schaltern und Türgriffen kann der Soft-Touch-Lack im Laufe der Jahre abgenutzt sein oder klebrig werden. Dies ist ein optischer Mangel, aber kein technisches Problem.
  • Sitzheizung und elektrische Sitze: Prüfen Sie die Funktion.

Karosserie und Rost: Ein seltener, aber wichtiger Blick

Audi ist bekannt für seine gute Rostvorsorge und die vollverzinkten Karosserien. Daher ist Rost am A4 B8 eher selten.

  • Dennoch prüfen: Schauen Sie genau auf Radläufe, Schweller, Türunterkanten, die Heckklappe (besonders beim Avant) und die Motorhaube (Steinschläge).
  • Unfallschäden: Achten Sie auf ungleichmäßige Spaltmaße, Farbunterschiede im Lack oder schlecht reparierte Stellen, die auf einen früheren Unfall hindeuten könnten.

Dein persönlicher Check: Worauf du beim Besichtigungstermin achten solltest

Ein sorgfältiger Check vor Ort ist entscheidend, um böse Überraschungen zu vermeiden.

  • Die Servicehistorie: Dein bester Freund
    • Ein lückenlos geführtes Serviceheft ist Gold wert. Es gibt Aufschluss über die Wartungshistorie, durchgeführte Reparaturen und die Einhaltung wichtiger Serviceintervalle, insbesondere bei den kritischen Getriebeölwechseln. Prüfen Sie, ob die Wartungen bei Audi-Vertragswerkstätten oder bei freien, aber kompetenten Werkstätten durchgeführt wurden.
  • Die Probefahrt: Hören, fühlen, prüfen
    • Kaltstart: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche (Rasseln der Steuerkette, Nageln des Diesels).
    • Motor: Läuft der Motor ruhig? Gibt es Leistungsverlust oder Fehlzündungen?
    • Getriebe: Schaltet die Automatik ruckfrei oder die manuelle Schaltung leichtgängig? Testen Sie alle Gänge.
    • Fahrwerk: Fahren Sie über unterschiedliche Fahrbahnbeläge. Gibt es Poltern, Klappern oder Knacken?
    • Bremsen: Funktionieren die Bremsen gleichmäßig und ohne Rubbeln?
    • Lenkung: Ist die Lenkung präzise und frei von Spiel?
    • Elektronik: Testen Sie alle elektrischen Funktionen: Klimaanlage, Radio, Navi, Fensterheber, Sitzheizung, alle Lichter.
  • Ein genauer Blick unter die Haube und das Auto
    • Flüssigkeitsstände: Prüfen Sie Öl, Kühlwasser und Bremsflüssigkeit. Achten Sie auf Leckagen.
    • Reifen: Profiltiefe, gleichmäßiger Verschleiß, DOT-Datum (Alter der Reifen). Ungleichmäßiger Verschleiß kann auf ein Problem mit der Achsgeometrie hinweisen.
    • Bremsen: Zustand der Bremsscheiben und Beläge.
    • Auspuffanlage: Auf Rost und Dichtigkeit prüfen.
    • Unterboden: Auf Beschädigungen, Rost und Undichtigkeiten prüfen.
    • Professioneller Check: Im Idealfall lassen Sie das Fahrzeug vor dem Kauf bei einer unabhängigen Prüfstelle (TÜV, Dekra) oder einer Vertrauenswerkstatt durchchecken. Die Kosten hierfür sind gut investiertes Geld.

Laufende Kosten: Was kommt nach dem Kauf auf dich zu?

Ein Audi ist ein Premium-Fahrzeug, und das spiegelt sich auch in den laufenden Kosten wider.

  • Versicherung und Steuer: Diese Kosten variieren je nach Motorisierung und Ihrer persönlichen SF-Klasse.
  • Kraftstoffverbrauch: Die TFSI-Motoren sind sparsam, die TDI-Aggregate noch effizienter.
  • Wartung und Ersatzteile: Audi-Ersatzteile können teurer sein als bei Volumenherstellern. Auch die Werkstattkosten sind oft höher. Planen Sie ein Budget für potenzielle Reparaturen ein, insbesondere wenn Sie ein Modell mit bekannten Schwachstellen wählen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • F: Ist der Audi A4 B8 ein zuverlässiges Auto?
    • A: Ja, insgesamt ist er zuverlässig, aber es gibt spezifische Schwachstellen, die man vor dem Kauf prüfen sollte, um teure Reparaturen zu vermeiden.
  • F: Welche Motoren sollte man meiden?
    • A: Frühe Baujahre der 1.8 TFSI und 2.0 TFSI Motoren (bis ca. 2011) können hohen Ölverbrauch haben; die Multitronic ist ebenfalls anfällig.
  • F: Wie wichtig ist die Servicehistorie?
    • A: Extrem wichtig! Eine lückenlose Wartungshistorie gibt Aufschluss über Pflege und gemachte Reparaturen, besonders bei Getrieben und Motoren.
  • F: Kann ich einen A4 B8 mit hoher Laufleistung kaufen?
    • A: Ja, aber nur mit nachweislich guter Wartung und idealerweise nach einer professionellen Inspektion, da Verschleißteile teuer werden können.
  • F: Lohnt sich ein Audi A4 B8 mit quattro?
    • A: Absolut, quattro bietet hervorragende Traktion und Fahrsicherheit, besonders bei schlechten Straßenverhältnissen, ist aber an bestimmte Motoren und Getriebe gebunden.

Fazit

Der Audi A4 B8 ist ein fantastischer Gebrauchtwagen, wenn man seine spezifischen Schwachstellen kennt und beim Kauf genau hinschaut. Ein lückenloses Serviceheft und eine umfassende Probefahrt sind der Schlüssel zu einem sorgenfreien Fahrerlebnis.