Aufgepasst! Die größten Fehler beim Reifenwechsel

Der Reifenwechsel – für viele Autobesitzer eine Routineaufgabe, die zweimal im Jahr ansteht. Doch was auf den ersten Blick einfach erscheint, birgt zahlreic

Der Reifenwechsel – für viele Autobesitzer eine Routineaufgabe, die zweimal im Jahr ansteht. Doch was auf den ersten Blick einfach erscheint, birgt zahlreiche Fallstricke, die nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich sein können. Ein unsachgemäßer Reifenwechsel kann die Fahrsicherheit erheblich beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen führen. Es ist daher unerlässlich, die häufigsten Fehler zu kennen und zu vermeiden, um sicher auf den Straßen unterwegs zu sein und die Lebensdauer Ihrer Reifen und Ihres Fahrzeugs zu erhalten.

Die Vorbereitung ist die halbe Miete: Was oft vergessen wird

Bevor Sie überhaupt einen Schraubenschlüssel in die Hand nehmen, entscheidet die richtige Vorbereitung über Erfolg und Sicherheit. Viele unterschätzen diesen Schritt und stolpern hier bereits über die ersten Hürden.

Fehlende oder falsche Werkzeuge sind ein No-Go! Stellen Sie sich vor, Sie haben das Auto aufgebockt und merken dann, dass der Radkreuz nicht passt oder der Drehmomentschlüssel fehlt. Frustration pur!

  • Was Sie wirklich brauchen: Ein stabiler Wagenheber, passende Unterstellböcke, ein Radkreuz oder eine Ratsche mit passender Nuss, ein Drehmomentschlüssel, eine Drahtbürste, Rostlöser (optional), eventuell ein Gummihammer und natürlich die neuen Reifen.
  • Wichtige Erkenntnis: Überprüfen Sie vorab, ob alle benötigten Werkzeuge vorhanden und in einwandfreiem Zustand sind. Nichts ist ärgerlicher, als mitten im Prozess festzustellen, dass etwas fehlt.

Sicherheit zuerst: Das Fahrzeug nicht richtig sichern Ein häufiger und extrem gefährlicher Fehler ist das unzureichende Sichern des Fahrzeugs. Ein Wagenheber alleine ist keine Garantie für Stabilität.

  • Die goldene Regel: Sobald das Fahrzeug angehoben ist, müssen unbedingt Unterstellböcke verwendet werden. Der Wagenheber dient lediglich zum Anheben, die Böcke tragen die Last.
  • Zusätzliche Sicherheit: Legen Sie immer Unterlegkeile vor und hinter die Räder, die auf dem Boden bleiben. Ziehen Sie die Handbremse an und legen Sie einen Gang ein (oder bei Automatik "P").

Reifen nicht markieren? Ein Fehler mit Folgen! Alte Reifen, die Sie für die nächste Saison lagern möchten, sollten Sie unbedingt markieren.

  • Warum das wichtig ist: Jede Reifenposition (vorne links, hinten rechts etc.) unterliegt unterschiedlichem Verschleiß. Wenn Sie die Reifen rotierend montieren oder einfach wieder an die gleiche Position bringen möchten, müssen Sie wissen, wo sie vorher waren.
  • Der Trick: Beschriften Sie die Reifen vor dem Abbau mit Kreide oder einem Reifenstift, z.B. "VR" (vorne rechts), "HL" (hinten links).

Achtung, Falle! Fehler beim Lösen und Anziehen der Radmuttern

Hier liegt das größte Potenzial für Schäden und Gefahren. Das richtige Drehmoment und die korrekte Reihenfolge sind entscheidend.

Radmuttern mit falschem Drehmoment anziehen: Die unterschätzte Gefahr Zu fest angezogene Radmuttern können das Gewinde beschädigen, die Felge verziehen und ein späteres Lösen extrem erschweren. Zu lockere Muttern hingegen sind eine tickende Zeitbombe, da sich das Rad während der Fahrt lösen kann.

  • Die Lösung: Verwenden Sie IMMER einen Drehmomentschlüssel. Das vorgeschriebene Drehmoment finden Sie im Handbuch Ihres Fahrzeugs. Es liegt meist zwischen 110 und 140 Nm.
  • Der Ablauf: Ziehen Sie die Muttern erst handfest an, wenn das Rad noch in der Luft ist. Senken Sie das Fahrzeug so weit ab, dass die Räder Bodenkontakt haben, aber das volle Gewicht noch nicht tragen. Erst dann ziehen Sie die Muttern mit dem Drehmomentschlüssel über Kreuz fest.

Falsches Anzugsmuster: Ungleichmäßige Kräfte auf die Felge Das Anziehen der Radmuttern in der falschen Reihenfolge kann zu einer ungleichmäßigen Belastung der Felge führen und diese verziehen.

  • Das richtige Muster: Ziehen Sie die Radmuttern immer über Kreuz an. Bei fünf Muttern bedeutet das: 1-3-5-2-4. Bei vier Muttern: 1-3-2-4. Dies gewährleistet, dass das Rad zentriert und gleichmäßig an der Radnabe anliegt.
  • Wichtige Erkenntnis: Das Über-Kreuz-Anziehen ist entscheidend für eine sichere und gleichmäßige Befestigung des Rades.

Muttern oder Bolzen beschädigen: Ein teurer Fehler Gerade bei festsitzenden Radmuttern wird oft zu viel Gewalt angewendet, was das Gewinde beschädigen kann.

  • Vorsicht ist besser: Wenn eine Mutter festsitzt, versuchen Sie es mit Rostlöser und lassen Sie diesen kurz einwirken. Ein kurzer Ruck am Radkreuz ist oft effektiver als dauerhafter Druck.
  • Nie einen Schlagschrauber ohne Drehmomentbegrenzung verwenden: Diese Geräte können Radmuttern extrem fest anziehen und Gewinde irreparabel beschädigen. Wenn Sie einen Schlagschrauber verwenden, dann nur zum Lösen und zum groben Anziehen, das finale Drehmoment muss immer mit einem Drehmomentschlüssel erfolgen.

Der Reifen selbst: Was man beim Aufziehen beachten muss

Nun geht es an das Herzstück des Wechsels: den Reifen selbst. Auch hier gibt es typische Fallen, die man leicht umgehen kann.

Laufrichtung und Seitenmarkierung ignorieren: Ein Klassiker Viele Reifen haben eine vorgeschriebene Laufrichtung oder sind für eine bestimmte Seite des Fahrzeugs (Inside/Outside) vorgesehen.

  • Checken Sie die Pfeile: Auf der Reifenflanke finden Sie oft einen Pfeil, der die Laufrichtung anzeigt. Dieser Pfeil muss in Fahrtrichtung zeigen.
  • Asymmetrische Reifen: Achten Sie bei asymmetrischen Reifen auf die Beschriftung "Outside" oder "Innenseite". Diese muss entsprechend nach außen oder innen zeigen.
  • Die Folge: Falsch montierte Laufrichtungsgebundene Reifen können Wasser schlechter ableiten, was das Aquaplaning-Risiko erhöht, und das Fahrverhalten negativ beeinflussen.

Reifenprofil und Zustand nicht prüfen: Sicherheit geht vor! Bevor ein Reifen montiert wird, sollte er gründlich auf Schäden und ausreichende Profiltiefe geprüft werden.

  • Profiltiefe: Gesetzlich sind in Deutschland 1,6 mm vorgeschrieben, Experten empfehlen jedoch mindestens 3 mm bei Sommerreifen und 4 mm bei Winterreifen.
  • Schäden: Suchen Sie nach Rissen, Beulen, Schnitten oder eingefahrenen Fremdkörpern. Ein beschädigter Reifen gehört nicht auf das Auto!
  • Reifenalter: Das Alter des Reifens ist auf der Flanke als DOT-Nummer (z.B. 2420 für 24. Kalenderwoche 2020) vermerkt. Reifen, die älter als 6-8 Jahre sind, sollten ersetzt werden, auch wenn das Profil noch gut aussieht, da die Gummimischung altert und an Eigenschaften verliert.

Ventile vernachlässigen: Der kleine, aber wichtige Helfer Die Ventile sind oft die Achillesferse des Reifens, wenn es um den Luftdruck geht.

  • Ventilkappen sind wichtig: Sie schützen das Ventil vor Schmutz und Feuchtigkeit.
  • Ventileinsatz prüfen: Ein undichter Ventileinsatz kann zu schleichendem Druckverlust führen. Bei jedem Reifenwechsel sollten die Gummiventile ausgetauscht werden, da sie mit der Zeit spröde werden. Metallventile sind langlebiger, aber auch hier sollte der Einsatz geprüft werden.

Nach dem Wechsel: Die entscheidenden Schritte danach

Der Reifen ist dran, das Auto wieder unten. Fertig? Noch lange nicht! Die letzten Schritte sind ebenso wichtig für Ihre Sicherheit.

Reifendruck nicht prüfen oder korrigieren: Ein häufiger Leichtsinnsfehler Der korrekte Reifendruck ist entscheidend für Sicherheit, Verschleiß und Kraftstoffverbrauch.

  • Wo finde ich den Druck? Die genauen Werte für Ihr Fahrzeug finden Sie im Tankdeckel, an der B-Säule der Fahrertür oder im Handbuch.
  • Wann prüfen? Prüfen Sie den Reifendruck immer bei kalten Reifen, also bevor Sie eine längere Strecke gefahren sind.
  • Die Konsequenz: Falscher Reifendruck führt zu ungleichmäßigem Verschleiß, schlechterem Fahrverhalten und erhöhtem Spritverbrauch. Korrigieren Sie den Reifendruck sofort nach dem Wechsel!

Nachziehen der Radmuttern vergessen: Eine der größten Gefahrenquellen Nach den ersten Kilometern können sich die Radmuttern minimal lockern. Das ist normal und kein Grund zur Panik, aber es erfordert ein Nachziehen.

  • Die Regel: Fahren Sie nach ca. 50-100 Kilometern Fahrtstrecke zu einem sicheren Ort und ziehen Sie alle Radmuttern erneut mit dem korrekten Drehmoment nach.
  • Warum das so wichtig ist: Das Setzen der Felge an der Radnabe kann dazu führen, dass das anfängliche Drehmoment nicht mehr vollständig anliegt. Das Nachziehen stellt sicher, dass alle Muttern fest sitzen.

Alte Reifen falsch lagern: So bleiben sie länger fit Die richtige Lagerung Ihrer nicht genutzten Reifen verlängert deren Lebensdauer erheblich.

  • Reifen ohne Felge: Senkrecht stehend lagern und regelmäßig drehen, um Druckstellen zu vermeiden.
  • Reifen auf Felge: Ideal ist die liegende Lagerung oder das Aufhängen an speziellen Felgenbäumen. Der Reifendruck sollte leicht erhöht werden (ca. 0,5 bar über Normalwert).
  • Lagerort: Kühl, trocken, dunkel und fern von Chemikalien (Öl, Benzin, Lösungsmittel) lagern. UV-Strahlung und extreme Temperaturen schaden dem Gummi.

Probefahrt auslassen: Der finale Check Eine kurze Probefahrt gibt Ihnen die Gewissheit, dass alles korrekt montiert wurde.

  • Was zu beachten ist: Fahren Sie vorsichtig los. Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche, Vibrationen oder ein verändertes Lenkverhalten. Falls etwas nicht stimmt, halten Sie sofort an und überprüfen Sie die Montage.

Die Technik dahinter: Warum Drehmoment und Co. so wichtig sind

Ein tieferes Verständnis der technischen Aspekte hilft, Fehler zu vermeiden und die Bedeutung der einzelnen Schritte zu verstehen.

Der Drehmomentschlüssel: Ihr bester Freund beim Reifenwechsel Wir haben es schon mehrfach erwähnt, aber es kann nicht oft genug betont werden: Der Drehmomentschlüssel ist unverzichtbar.

  • Funktion: Er ermöglicht das Anziehen von Schrauben und Muttern mit einem genau definierten Drehmoment.
  • Warum so wichtig? Nur so wird die optimale Klemmkraft erreicht. Zu wenig Klemmkraft führt zum Lockern der Schrauben, zu viel Klemmkraft überdehnt die Schrauben, beschädigt Gewinde oder verformt Bauteile.

Wagenheber und Unterstellböcke: Die unzertrennlichen Partner Das sichere Anheben und Abstützen des Fahrzeugs ist die Basis für jede Arbeit am Rad.

  • Wagenheber-Arten: Es gibt Scherenwagenheber (oft im Bordwerkzeug), Rangierwagenheber (hydraulisch, stabiler, bequemer) und hydraulische Stempelwagenheber. Achten Sie auf eine ausreichende Tragkraft.
  • Ansetzpunkte: Verwenden Sie immer die vom Fahrzeughersteller vorgesehenen Ansetzpunkte für den Wagenheber und die Unterstellböcke. Diese sind oft durch kleine Markierungen an der Schwellerkante gekennzeichnet. Niemals an der Achse, der Ölwanne oder anderen nicht dafür vorgesehenen Teilen ansetzen!

Reifenalter und Profiltiefe: Mehr als nur Zahlen Diese Faktoren beeinflussen Ihre Sicherheit direkt und werden oft unterschätzt.

  • Profiltiefe: Der Grip auf nasser Fahrbahn nimmt mit abnehmender Profiltiefe drastisch ab. Der gesetzliche Wert von 1,6 mm ist ein absolutes Minimum, kein Idealwert.
  • Reifenalter: Gummimischungen werden mit der Zeit hart und spröde, selbst wenn der Reifen nicht gefahren wird. Die Haftungseigenschaften, besonders bei Kälte oder Nässe, verschlechtern sich erheblich.

Wann lieber zum Profi? Grenzen des Heimwerkens

Auch wenn ein Reifenwechsel zu Hause machbar ist, gibt es Situationen, in denen die Werkstatt die bessere Wahl ist.

Spezialwerkzeuge fehlen oder Unsicherheit herrscht Wenn Sie nicht über die notwendigen Werkzeuge verfügen oder sich bei bestimmten Schritten unsicher fühlen, ist der Gang zum Fachmann ratsam.

  • Beispiele: Kein Drehmomentschlüssel, kein geeigneter Wagenheber oder keine Unterstellböcke. Oder wenn Sie nicht wissen, wie man einen beschädigten Bolzen ersetzt.

Reifenmontage auf Felge und Auswuchten Das Aufziehen eines Reifens auf die Felge und das anschließende Auswuchten erfordert Spezialmaschinen.

  • Reifenmontiermaschine: Diese Geräte sind notwendig, um den Reifen fachgerecht und ohne Beschädigung auf die Felge zu ziehen.
  • Auswuchtmaschine: Ungleichmäßig gewichtete Räder verursachen Vibrationen und ungleichmäßigen Reifenverschleiß. Eine Auswuchtmaschine gleicht diese Ungleichmäßigkeiten mit kleinen Gewichten aus. Diese Arbeiten gehören IMMER in eine Fachwerkstatt.

Schäden am Fahrzeug oder an den Reifen Wenn Sie beim Wechseln Beschädigungen an Felgen, Gewinden oder Reifen feststellen, sollten Sie dies von einem Fachmann beurteilen lassen.

  • Sicherheit geht vor: Reparaturen an sicherheitsrelevanten Bauteilen sollten nur von geschultem Personal durchgeführt werden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Muss ich meine Reifen nach dem Wechsel wuchten lassen? Ja, unbedingt. Ungewuchtete Räder verursachen Vibrationen und ungleichmäßigen Verschleiß, was die Fahrsicherheit und den Komfort beeinträchtigt.

Wie oft sollte ich den Reifendruck prüfen? Mindestens einmal im Monat und vor jeder längeren Fahrt, immer bei kalten Reifen.

Kann ich einen Schlagschrauber zum Anziehen der Radmuttern verwenden? Nein, zum finalen Anziehen sollten Sie immer einen Drehmomentschlüssel verwenden, um das korrekte Anzugsmoment sicherzustellen und Beschädigungen zu vermeiden.

Wie lange sind Reifen haltbar? Experten empfehlen, Reifen nach spätestens 6 bis 8 Jahren zu ersetzen, selbst wenn das Profil noch gut ist, da die Gummimischung altert.

Was tun, wenn eine Radmutter festsitzt? Versuchen Sie es mit Rostlöser und lassen Sie diesen einwirken; ein gezielter Ruck am Radkreuz ist oft effektiver als dauerhafter Druck.

Muss ich die Radmuttern nachziehen? Ja, nach etwa 50-100 Kilometern Fahrtstrecke sollten Sie die Radmuttern mit dem Drehmomentschlüssel nachziehen.

Fazit

Ein eigenständiger Reifenwechsel kann Geld sparen und ein Gefühl der Selbstständigkeit vermitteln, doch nur mit der richtigen Vorbereitung und Sorgfalt wird er zur sicheren Routine. Achten Sie stets auf das korrekte Drehmoment, sichern Sie Ihr Fahrzeug professionell ab und scheuen Sie sich nicht, bei Unsicherheit den Fachmann zu konsultieren. Ihre Sicherheit und die Ihrer Mitfahrer haben immer oberste Priorität.